Mehr fordern, weniger geben - Krankenkassen sollen Mehrleistung zum Nulltarif durchsetzen
Milchmädchenrechnungen gehen nicht auf. Wer mehr bestellt, muss mehr bezahlen. Wenn Bereitstellungskosten steigen, müssen auch die Preise steigen. Das Einmaleins der Ökonomie ist in dieser Hinsicht simpel und es gilt für die Patientenversorgung genauso wie fürs Brötchenbacken.
Zugegeben: Die Krankenkassen stehen vor einem Dilemma. Die Kliniken sollen entlastet werden, indem Aufgaben aus der stationären in die ambulante Versorgung verschoben werden. Logisch, dass dann eigentlich auch die finanziellen Ressourcen entsprechend umverteilt werden müssten. Das ist aber in der Reformpolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach so nicht vorgesehen. Er lässt die Krankenkassen im Regen stehen. Und damit natürlich auch die niedergelassenen Ärzte, die zusätzliche Aufgaben ohne realen Ausgleich für ihren Mehraufwand stemmen sollen. Ja mehr noch, sie sollen auch die rasant gestiegenen Kosten für Personal, Praxisbetrieb und technische Umrüstungen zum Beispiel im Bereich der EDV aus eigener Tasche beisteuern.
„Dass ein gesteigerter Versorgungsbedarf in fachärztlichen Praxen nicht aus dem Nichts bedient werden kann, ist auch dem Minister klar“, sagt Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. „Er weiß, dass Engpässe bevorstehen. Seine Lösung ist allerdings zynisch: Wenn Krankenhausabteilungen im Zuge der landesweiten Umstrukturierungen schließen müssen, werden Ärzte freigesetzt, die dann die fehlenden Kapazitäten in den Praxen kompensieren sollen.“
Was der Minister nicht verrät: Wie sollen zusätzliche Ärzte in der ambulanten Versorgung bezahlt werden, wenn die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung weiterhin gedeckelt bleiben? „Die Praxen sollen immer mehr, immer billiger leisten“, kommentiert Dr. Tappe. „Dass das nicht lange gut gehen kann, kann sich jeder mit seinen fünf Fingern an der Hand ausrechnen!"
Pressemeldung des bng vom 26.08.2024
Der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Ulm, in dem sich mit fast 1.300 Mitgliedern mehr als 90 Prozent der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (Gastroenterologen) bzw. fachärztlich tätigen Internisten mit dem Schwerpunkt Erkrankungen des Verdauungssystems (Gastroenterologie) in Deutschland zusammengeschlossen haben, um ihre beruflichen und berufspolitischen Interessen zu organisieren.